Nauen

Nauen wurde 1186 erstmalig in einer Urkunde von Bischof Balderam von Brandenburg erwähnt, nicht wie zuerst fälschlich angenommen im Jahre 981. Eine Theorie für die Namensgebung Nauens ist, dass eine Familie von Nauen aus dem Westharz hier lebte und ihre neue Ansiedlung mit dem Namen ihrer alten Heimat versah.

Video der Stadt Nauen:

http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=8dNGdrT-RDI

Im Jahre 1292 wurde Nauen durch die Brüder Otto IV. und Konrad I., beide Markgrafen von Brandenburg, das Stadtrecht verliehen. Aus dieser Zeit stammen auch die Flurnamen Ritter- und Bauernfeld, die auch heute noch existieren. Für die Verleihung des Stadtrechts und die Schenkung von Land durch die Markgrafen musste Nauen 222 Pfund und 15 Mark in Silber in die Kassen der beiden Brüder zahlen.

Im Jahre 1302 siedelten sich die ersten "Unternehmer" in Nauen an. Der Familie Scheer wurden Wald und Wiesen zur Holzgewinnung und zum Ackerbau verkauft. Am Anfang des 14. Jahrhunderts entstand auch die erste Vorlage des Nauener Stadtwappens. Es zeigte damals noch einen hechtähnlichen Fisch, der sich jedoch im Laufe der Zeit in den Karpfen verwandelte, der heute das Wappen ziert

Die Pest ist ein schwarzes Kapitel in der Geschichte Europas und der Menschheit. Rund 20 Millionen Europäer (ca. 30% der Bevölkerung!) fielen ihr zum Opfer. Auch Nauen blieb nicht vom "Schwarzen Tod" verschont. Die tückische Krankheit raffte einen großen Teil der Einwohner dahin (die genaue Zahl ist nicht überliefert). Das geschah um 1348.

 

 

 

 

 

 

1411 ging das brandenburgische Land in den Kaiserbesitz über. Kaiser Sigismund ernannte Friedrich VI. von Hohenzollern zum Statthalter, um die Ordnung in der Mark wiederherzustellen. Doch die Mehrzahl der Städte der Mark hatten sich an ihren Selbstverwaltungsstatus gewöhnt und wollten sich dem Willen des Kaisers nicht unterwerfen. So verschaffte sich der Statthalter Friedrich mit Waffengewalt Respekt, dabei gehörten die Nauener zu seinen Anhängern. Anfang 1414 zerstörte Friedrich die Friesacker Burg schwer, unter anderem mit Hilfe der Nauener. Der Burgherr sann nach Rache und sammelte Anhänger um sich. Am Ende desselben Jahres plünderte und brandschatzte er mit ihrer Hilfe die Stadt Nauen. Der Schaden für die Stadt war verheerend und Nauen wandte sich an Friedrich mit der Bitte um Hilfe. Dieser befreite die Stadt von ihren Abgaben, jedoch erst nach 2 Jahren, um ihr die Reparatur der Stadtbefestigung zu ermöglichen.

Die erste Schule in Nauen wird 1541 in einem Protokoll der Besitztümer der evangelischen Kirche erwähnt. Der Unterricht bestand zu der Zeit vor allem aus dem Erlernen religiöser Texte, Regeln und Lieder. Dafür war es notwendig, dass die Kinder lesen konnten, aber auch ein wenig Schreiben und Rechnen gehörte zum Unterricht.

Da das Havelländische Luch direkt an die Stadt angrenzt, ist seine Melioration (Entwässerung) auch ein wichtiger Bestandteil der Geschichte Nauens, da dadurch neue landwirtschaftliche Gebiete für die Stadt erschlossen wurden. Die Trockenlegung wurde 1718 durch Friedrich Wilhelm I. mit dem Bau des Großen Havelländischen Hauptkanals begonnen.

Nur kurze Zeit später durchzogen 533 km Entwässerungsgräben das Luch. Das entwässerte Land eignete sich hervorragend für die Besiedlung und die Landwirtschaft.1826 wird Nauen Kreisstadt des neugebildeten Kreises Osthavelland und 1872 entsteht der Stadtpark, der auch heute noch als dieser erhalten ist. 1883 wird die Freiwillige Feuerwehr und 1888 die Zuckerfabrik gegründet.

1898 beginnt der Bau des Wasserturms, der, trotz fehlender Sanierung und Instandsetzung, auch heute noch steht.

1992 feierte Nauen sein 700-jähriges Stadtrecht mit einem historischen Festumzug, bei dem alle Persönlichkeiten , die in der Geschichte Nauens eine Rolle gespielt hatten, vertreten waren.

Mit dem Tode des letzten askanischen Markgrafen 1319 wuchs die Zahl der Raubüberfälle, Brandschatzungen und Morde in ganz Brandenburg, da die großen Fürstenhäuser, die nun ihre Besitzansprüche meldeten, sich wenig um die Durchsetzung des Rechtes kümmerten. Also mussten die Städte sich selbst helfen. Sie gründeten Städtebünde um sich gegenseitig vor der Kriminalität zu schützen.

Nauen schloss sich 1321 mit Brandenburg, Rathenow, Spandau, Eberswalde und anderen Städten zur Wahrung seiner Interessen zusammen.

Einhundert Jahre nach der Zerstörung der Stadt durch den Friesacker Burgherren wurde die Stadt von der nächsten verheerenden Katastrophe heimgesucht. Ein Großbrand vernichtete einen Großteil der Stadt. Die Brandursache und das genaue Ausmaß der Zerstörung sind jedoch nicht überliefert.

Nach dem 30-jährigen Krieg, der auch Nauen schwer gezeichnet hatte, war Nauen 1675 für kurze Zeit in schwedischer Gewalt. Nachdem es jedoch dem brandenburgischen Heer am 18. Juni 1675 gelang, die Schweden in der Schlacht bei Fehrbellin vernichtend zu schlagen, war auch diese schwere Episode in der Stadtgeschichte überstanden. Am 14.Mai 1695 wurde Nauen vom letzen Großbrand der bisherigen Geschichte heimgesucht. Um Mitternacht brach an 3 verschiedenen Stellen gleichzeitig Feuer aus. 14 Menschen kamen ums Leben; Ställe, Scheunen, 250 Wohnhäuser, Schule, Kirche und Rathaus wurden vernichtet. Im Zuge des erneuten Wiederaufbaus wurde die Stadtmauer, die die Stadt seit dem 14. Jahrhundert zur Hälfte umgab, zum Teil abgerissen, da man Platz und Baumaterial benötigte. Heute sind keine Teile dieser Mauer mehr erhalten.

Heute ist Nauen, das im sogenannten "Speckgürtel" von Berlin liegt, eine aufstrebende Kleinstadt, die trotz der Plattenbauten aus der DDR-Zeit und der neuen Wohn- und Industriebauten ihren historischen Kern bewahrt hat.

 

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