Elternforum: "Eltern und Kinder im Dauerkrisenmodus"

Elternforum Januar 2023

Am 18.01.2023 fand am GGN das erste Elternforum statt. Vivien Puchert, Schülerin der Jahrgangsstufe 12, hat das Elternforum besucht und darüber folgenden Artikel geschrieben sowie das obige Foto gemacht:

Liebe Schülerinnen und Schüler,
sehr geehrte Eltern und Lehrkräfte,

wir haben schwierige Jahre hinter uns.
Wir leben im Dauerkrisenmodus, ob Corona, der Angriffskrieg auf die Ukraine, Klimawandel oder Inflation - irgendwie hat man manchmal das Gefühl, es will einfach nicht mehr besser werden. Und all das neben dem Päckchen an Alltagsproblemen, welches jeder von uns mit sich trägt.
Wir als Gesellschaft sind erschöpft und brauchen dringend einen Neustart.

Glücklicherweise stirbt die Hoffnung nie - es gibt Menschen, die interessieren sich für unsere Fragen und können auch schlaue Antworten geben.
Einer dieser Menschen ist der Psychologe Herr Klaus Seifried, der am 18.01.2023 im GGN einen Vortrag zum Thema ,,Eltern und Kinder im Dauerkrisenmodus“ hielt. Geladen waren außerdem besorgte Eltern unserer Schule und viele Fachexperten, z.B. der Schulpsychologe Herr Sommer.

Dem Psychologen Seyfried war vor allem eine Sache wichtig: Das Zuhause als Resilienzfaktor. Junge Menschen haben bisher einen Großteil ihrer prägenden Jahre unter Einschränkung und Belastung durch Krisen erlebt. Das Sozialverhalten hat bei vielen unter den Kontaktbeschränkungen sowie der Inflation gelitten. Zusätzlich wird die bereits fragile Psyche jeden Tag ein Stück mehr belastet. Ob Schulstress, angsteinflößende Nachrichten in allen sozialen Medien oder das Voranschreiten des Klimawandels - eigentlich für alle, besonders aber für Kinder und Jugendliche, ist das schlichtweg zu viel. Gewiss ist das Erfahren von Schmerz eine wichtige Komponente der Charakterbildung, jedoch bekommt die heutige Jugend keine Verschnaufpause.

Eltern finden sich in einer komplizierten Rolle wieder - wie gehe ich mit solchen Problemen gegenüber meinen Kind um, wenn es mich selbst auch belastet?
Eine direkte Antwort auf diese Frage scheint nicht möglich, doch lässt sich vermuten, dass die bloße kommunikative Anerkennung der Probleme und Verständnis wichtig ist. Das bedeutet: Eltern haben bereits viele Jahre Erfahrung und können daher mit Schmerz besser umgehen. Es ist ihre Aufgabe, dem Kind zumindest einen Teil seiner Angst zu nehmen. Egal ob Kind oder Jugendlicher, sie sind keine “kleinen Erwachsenen“, sondern junge Menschen in der Entwicklung, die zum ersten Mal einen solchen Schmerz (ohne jegliche Mittel zur Entlastung) erfahren. Daher sind sie auch nicht den Erwachsenen bzw. Eltern gleichzustellen. Das Zuhause bzw. die Familie sollte daher Entlastung darstellen. Positive
Kommunikation ist dafür essentiell, beispielsweise bestärkende Worte wie „Ich unterstütze dich“ oder „Ich glaube an dich“.
Die enge Beziehung zwischen Elternteil und Kind ist die Antwort auf alle Krisen unserer Zeit - von der gegenseitigen Zuwendung und Wertschätzung können beide Seiten profitieren und gestärkt herausgehen.

Wir brauchen Mut und Hoffnung, um gemeinsam Herausforderungen zu meistern, auch wenn gerade vieles anders als gewollt läuft. Schülersprecherin Friederike Spanier fasst den Abend mit Blick in die Zukunft zusammen: „Das erste Elternforum am GGN war ein voller Erfolg. Als Schülerin freut es mich, so viele engagierte Eltern, Lehrer und Fachexperten getroffen zu haben, die sich um unser Wohlergehen und um die Gemeinschaft sorgen. Wir haben uns sehr über die erfrischenden Redebeiträge in der Eltern-Fragerunde gefreut, welche diesen Austausch überhaupt erst möglich gemacht haben. Dieser Abend wird nicht der letzte dieser Art sein.“ In der Fragerunde mit den Eltern wurde deutlich, wie viele Themen noch keine angemessene Aufmerksamkeit erfahren haben. Daher wird es bei zukünftigen Abenden beispielsweise um die Entwicklung von gesunden Alltagsstrukturen oder um obsessiven Medienkonsum gehen.
Ein besonderer Dank geht außerdem an unsere Schulsozialarbeiterin Frau Manuela Tantius und an den Elternsprecher Herrn Baudouin Lenoir, die sich für dieses Projekt mit ganzem Herzen engagiert haben.

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